Sieg für S04 vor dem CAS: Der internationale Sportgerichtshof stellte aufgrund einer Klage, welche die Knappen gemeinsam mit Werder Bremen und dem FC Barcelona eingereicht hatten, fest, dass es für das Fußballturnier in Peking keine Abstellungspflicht gibt.
Somit hängt es nun von der Freigabe des Vereins ab, ob Schalkes Rafinha bei den Partien in Peking eingesetzt werden kann. "Wir freuen uns, dass der CAS unsere Rechtsauffassung bestätigt hat", sagte Schalkes Manager Andreas Müller. "Diese ist ganz deutlich in den FIFA-Statuten niedergeschrieben. Leider ist durch die Aussagen verschiedenster FIFA-Verantwortlicher - inklusive offizieller Rundschreiben und vermeintlicher Beschlüsse des FIFA-Dringlichkeitskomitees - versucht worden, diese Paragraphen auszuhebeln und neues Recht zu schaffen.
Es ging uns auch darum, uns gegen diese Willkür zur Wehr zu setzen." Jubel brach jedoch nach dem Urteil bei den Königsblauen indes nicht aus. "Wir fühlen uns nicht als der große Sieger. Denn es ist durch den Zeitverzug eine unmögliche Situation entstanden: Wir müssen nunmehr fünf Minuten vor Anpfiff des olympischen Fußballturniers entscheiden, ob wir den Spieler zurückrufen oder nicht", so Müller, der auch Rafinha in einer schwierigen Lage sieht: "Er musste nicht zuletzt durch den Kurs der FIFA von einer Abstellungspflicht ausgehen und war zudem einem enormen moralischen Druck seitens des brasilianischen Fußballverbandes CBF ausgesetzt. Olympia-Trainer Carlos Dunga ist auch Trainer der A-Nationalmannschaft, für die Rafinha künftig gern spielen würde."
Die nun entstandene Situation wäre bei einer frühen und klaren Deutung der Rechtslage in der von Schalke 04 und Werder Bremen vertretenen Auffassung, die in den FIFA-Statuten niedergelegt ist, nicht entstanden. Erst der heutige Schiedsspruch des CAS brachte Klarheit. Unter Abwägung aller Umstände haben sich die Verantwortlichen auf Schalke in Absprache mit Chef-Trainer Fred Rutten zu folgendem Schritt entschieden: "Wir werden Rafinha für die Olympischen Spiele freigeben, wenn der brasilianische Fußballverband kurzfristig die Rahmenbedingungen für seine Teilnahme schafft", so Müller. Dazu gehört u.a. die entsprechenden Versicherungen des Spielers - z.B. für den Fall einer Verletzung.
Dieses Angebot hat der FC Schalke 04 der CBF über Anwalt Theo Paeffgen, der die Bundesligaclubs auch im Verfahren vor dem CAS vertrat, inzwischen per Fax zukommen lassen. "Mit der Entscheidung entsprechen wir dem Appell der FIFA, dem Spieler die Teilnahme an Olympia zu ermöglichen. Nun erwarten wir vom Weltfußballverband, dass er uns in den Gesprächen mit dem brasilianischen Verband unterstützt - zumal wir lediglich genau das einfordern, was die FIFA in dieser Frage künftig ohnehin rechtlich regeln will", betont Andreas Müller.
Die grundsätzliche Entscheidung ist den Königsblauen in dieser Frage nicht leicht gefallen. "Wir haben nicht nur das Auftaktprogramm in der Bundesliga, sondern die durch das Los Atletico Madrid äußerst schwere Champions-League-Qualifikation zu überstehen. Dafür hätten wir unseren besten Kader gebraucht", so der Manager.
"Aber wir sind der festen Auffassung, dass es leider überhaupt nichts bringt, Rafinha einen Tag vor dem ersten Spiel zurückzuholen. Der große Frust, die riesige Enttäuschung, die bei ihm aufkommen würde, die Reisestrapazen hätten ihn unserer Meinung nach ihn nicht in die Lage versetzt, seine beste Leistung abzurufen."
Abschließend betonte Müller ausdrücklich, "dass unsere Entscheidung anders ausgefallen wäre, wäre die Klarstellung der Rechtslage früher gefällt worden. Dann hätten wir Rafinha auf keinen Fall gehen lassen. Das Thema war bei der FIFA und beim brasilianischen Verband schon vor Monaten auf dem Tisch. Ich glaube, dass die Angelegenheit bewusst bis nahe vor Olympia verzögert wurde, um die Vereine in die Klemme zu bringen."
[FC Schalke 04 e.V. Presseerklärung 6. August 2008]
FC Gelsenkirchen-Schalke 04 e.V. und Werder Bremen GmbH & Co. KG aA wurden bei dieser Auseinandersetzung mit der FIFA von der Paeffgen Rechtsanwaltsgesellschaft mbH, Bonn, beraten und vor dem FIFA Spieler Status Komitee und dem Court of Arbitration for Sport (CAS) vertreten. Theo Paeffgen, Rechtsanwalt und Solicitor, leitete das Team, unterstützt von Rechtsanwalt Christian Eustermann.
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